Donnerstag, 9. Juli 2009

Rosen unter Palmen - Folge 22

geschrieben von: Scarlet, 09.07.09 11:59

Nach dem anstrengenden Fußmarsch und der kurzen Bootsfahrt zur Kurklinik, waren die Neuankömmlinge so erschöpft, dass sie nichts anderes wollten, als so schnell wie möglich auf ihre Zimmer - Verzeihung: Suiten! - sodass Helli keinen der anderen, bis auf Myra, die sie vor einiger Zeit in Köln bei einem Karnevalsumzug kennengelernt hatte und den exotisch gekleideten Herr Akinator kurz zu Gesicht bekam. Wie sich herausstellte war Herr Akinator der Busfahrer und ihm wurde von Reggae Gandalf zugesagt, dass der Haustechniker der Kurklinik, der früher der Maschinist auf der Werderianer war (wie er mit einem Zwinkern in Hellis Richtung anmerkte) den Bus bis zum Abend wieder zum Laufen bekommen würde, sodass Herr Akinator nicht zu lange aufgehalten würde. Er sollte sich in der Zwischenzeit in der Küche melden und sich Verpflegung geben lassen, was er auch sofort tat. Helli wollte sich nun als Dr. Helene de Sparte in ihrem Safari-Outfit auf den Weg zu den Dozenten machen. Als sie den kleinen gemütlichen Aufenthaltsraum neben der Lobby, in dem sich ein paar Sitzgruppen befanden durchquerte, wurde sie aus ihren Gedanken gerissen. "Helli! Was hast Du denn vor?", vernahm sie Paulas Stimme, die, wie sie jetzt erst bemerkte, in einer der Sitzecken mit Mr. Morgan Platz genommen hatte. "Willst Du auf Großwildjagd gehen, Helli?" "Ähm ... nein, eigentlich nicht, eigentlich wollte ich ..." Helli sprach nicht weiter, da sie in dem Moment erkannte, wie absurd ihr Plan gewesen war. Warum sollte man sie wegen ein bisschen Schmimke und einer etwas anderen Aufmachung nicht erkennen? Und wenn sie Christian Rach wirklich für sich gewinnen wollte, dann als Helli und nicht mit einer anderen Identität. Sie ließ sich in die Polstermöbel neben Paula fallen. "Helli, Mr. Morgan hat mir, während ich hier auf Dich gewartet habe, Gesellschaft geleistet und er hat mir von seinen USA Reisen erzählt, vor allem von seinem Trip zu den Blauen Bergen, wo es ihm am besten gefallen hat und von den netten Leuten, die er dort getroffen hat. Und Du weißt ja, ich bin auch ein großer USA-Fan und war schon öfter dort." Pete Lonewolf-Morgan nickte selig, als Paula das ihrer Freudin erzählte. "Und stell Dir vor, Mr. Morgan war sogar damals mit uns auf dem Schiff nur haben wir ihn nie getroffen, weil er seine Kabine nie verlassen hat um ein Buch zu schreiben!" "Ach, er war das!", rief Helli, "Der Mann mit der Schreibblockade!" "Ja, genau.", bestätigte jetzt Pete Lonewolf-Morgan, "Aber in den USA angekommen, habe ich mich für einige Zeit auf der Ponderosa einquartiert und dort ging das Schreiben dann wie von alleine." "Ponderosa! Wie von alleine!", echote es aus einem Winkel des Aufenthaltsraumes. "Was war das denn?", fragte Paula und auch Helli sah sich fragend um. "Das denn?", ließ sich eine schrille Stimme vernehmen. In der hellen Ecke mit den üppigen Grünpflanzen und der großen Fensterfront (dem "Wintergarten") stand Reggae-Gandalf und er hatte etwas Buntes auf dem Arm, das flatterte: Ein großer Ara-Papagei. "Kann der sprechen?" rief Paula zu Reggae-Gandalf hinüber. Reggae blickte herüber und grinste: "Ja, der kann sprechen. Und wie! Er plappert wahllos und zusammenhanglos alles nach, was er irgendwo aufschnappt. Also vorsicht, meine Damen, was ihr sagt!", Reggae zwinkerte. "Vorsicht, meine Damen!", kreischte der Papagei. "Wie heißt der denn?", wollte Helli wissen. "Heißt der denn?" (der Papagei). "Er heißt Quasselkasper.", antwortete Reggae, "Weil er eben so viel quasselt und Kasper, weil er so bunt ist wie ein Kasperle ..." "Quasselkasper!", kreischte fröhlch der Vogel. In dem Moment betrat Christian Rach den Aufenthaltsraum und sah sich prüfend um. Sein Blick fiel auch auf Helli und verweilte dort für einen kurzen Moment und sie wäre am liebsten noch tiefer in die Polstermöbel versunken mit ihrem Safari-Kostüm. Damit kann man vielleicht einen Hardy Krüger beeindrucken, aber bestimmt keinen Schöngeist wie Christian Rach. Zum Glück unterbrach Pete Morgan die peinliche Stille, indem er sich weiter mit Paula unterhielt, sie sprachen über den Immenhof, um den es anscheinend nicht zum Besten stand. Nachdem Lady Patricia die Ponys wie Hunde behandelt hatte und die auch ins Haus ließ, waren die Böden kaputt, die mit Stroh gefüllten Matratzen zerbissen und auch sonst war der Immenhof in keinem guten Zustand, nicht zuletzt die Küche .... Reggae schaltete sich in das Gespräch ein und bot an, einmal den Haustechniker vorbeizuschicken ... "Kaschi!" unterbrach Helli seine Ausführungen, "Kaschi Hallmackenreuther, unser ehemaliger Maschinist, ist hier der Haustechniker!" "Ja, gehört habe ich das schon, aber gesehen habe ich ihn noch nie, seit ich hier bin.", stellte Paula fest. Pete Morgan wurde hellhörig. Kaschi? Klang das etwas nach Konkurrenz für ihn? "Weißt Du Reggae, das wäre prima, wenn er sich mal den Immenhof anschauen könnte, ich hatte Angst, das zu Fragen, aber wenn Du es schon vorschlägst, sage ich nicht nein." "Ach, wenn sie doch zu mir auch nicht nein sagen würde.", ging es Pete durch den Kopf. "Sage ich nicht nein!", kreischte der Papagei. "Entschuldigen sie, wenn ich mich einmische ...", das war Christian Rach, der sich jetzt hinzugesellt hatte, " ... aber ich habe ihr Gespräch mitgehört. Wenn es ihnen Recht ist, dann würde ich auch einmal einen Blick auf ihren Hof werfen und meinen Teil dazu beitragen, den Immenhof wieder in neuem Glanz erstrahlen zu lassen." Bei den letzen Worten machte er eine ausladende Geste. "Bei meinem Sender hatte ich eine Kollegin, die hat heruntergekommene Wohnungen und Häuser liebevoll renoviert, von der habe ich mir einiges abgeschaut ..." "Ah, 'Einsatz in vier Wänden'! Das habe ich auch immer gesehen!", entfuhr es Paula, "Uuups! ... Ähm, ich meine, die Trailer davon habe ich hin und wieder gesehen ..." "Jajaja! Lass uns das machen!", Helli hielt es nicht mehr auf ihrem Platz, Rach warf ihr einen irritierten Blick zu, den sie aber nicht bemerkte, "Lasst uns alle zusammen den Immenhof renovieren! Wir machen einen Aushang bei den Seminarräumen und suchen Freiwillige, die mithelfen. Diese ganzen Seminare, die lasten uns doch ohnehin nicht aus, die können wir nebenbei machen. So tun wir wenigstens etwas Nützliches und Dir Paula wäre geholfen!" "Hm", meinte Paula, "gar keine schlechte Idee. Aber lass es uns ruhig angehen. Du und die anderen Gäste, ihr seid heute erst angekommen, lass uns mal einen Tag zumindest abwarten, bevor wir die Leute mit diesem Vorschlag überfallen."

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